Die malerische Voralpenlandschaft des Chiemgaus und der sich idyllisch vor der Bergkulisse ausbreitende Chiemsee mit seinen drei Inseln üben seit über zwei Jahrhunderten eine magische Anziehungskraft aus.

Kulturell bedeutend sind die ehrwürdigen Klosteranlagen auf der Frauen- und Herreninsel und der Wirklichkeit gewordene Traum König Ludwig II. – Schloss Herrenchiemsee.

Johann Georg von Dillis | Ansicht des Chiemsees, 1802 | Kunstsammlung des Marktes Prien

Die Entdeckung des Chiemsees als künstlerisches Motiv begann im ausgehenden 18. Jahrhundert, als Johann Georg von Dillis (1759-1841), im Auftrag seines Dienstherren Kronprinz Ludwig von Bayern, 1792 die erste Ansicht des Chiemsees schuf.

Nachdem der Landschaftsmaler Max Haushofer (1811-1866) im Jahr 1828 die Fraueninsel als Malerparadies entdeckte, entstand hier die „Künstlerkolonie Frauenchiemsee“.

Die verwunschen im Chiemsee liegende Insel mit dem seit der Säkularisation leerstehenden Kloster, den Fischerhütten und Bootshäusern wurden zu einem Lieblingsmotiv Haushofers und seiner Malerfreunde, die es aus München ebenfalls an den See zog.

Max Haushofer | Der Chiemsee von Osten
Künstlerchronik von Frauenwörth, Band III, 1878-1899/1900 | Gemeinde Chiemsee

1836 lebten bereits 26 Maler in einer lockeren Gemeinschaft auf der Fraueninsel, die somit neben Barbizon in Frankreich zu den ältesten Künstlerkolonien Europas gehört. Zu den Malern kamen Dichter, Schriftsteller und andere Künstler, die sich auf der Fraueninsel und rings um den See niederließen.

Die heute noch vorhandene mehrbändige und reich bebilderte „Künstlerchronik von Frauenwörth“, die als Gästebuch im beliebten Künstlertreff im Gasthaus „Zur Linde“ fungierte, verzeichnet die Geschichte der Künstlerkolonie und ihrer Mitglieder.

Franz Leo Ruben | In der Sommerfrische | Privatbesitz

Die verbesserte Infrastruktur, mit der ab 1845 einsetzenden Chiemsee-Schifffahrt und der 1860 eröffneten Station in Prien der Eisenbahnlinie München-Salzburg, brachte zahlreiche Künstler an den Chiemsee und auf die Fraueninsel.

So erlebte die Künstlerkolonie in den Jahren zwischen 1880 und 1914 mit den Malern Karl Raupp (1837–1918) und Josef Wopfner (1843–1927) eine weitere Blütezeit. Ihre Bilder vom See und den Chiemseefischern machten das „Bayerische Meer“, durch die Teilnahme an großen Münchner Kunstausstellungen, in ganz Europa bekannt und sie zu den „Inselkönigen“.

Marie Haushofer | Blick auf die Fraueninsel, 1897 | Privatbesitz

Nicht nur künstlerische Impulse gingen von der Fraueninsel aus. Marie Haushofer (1871-1940), Künstlerin und Enkelin Max Haushofers, unterstützte, gemeinsam mit ihrer Stiefmutter der Schriftstellerin Emma Haushofer-Merk, die neue Frauenbewegung in Bayern. Mutig und entschlossen setzten sie sich um 1900 für die Rechte und Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft ein.