Entstehung der Künstlerkolonien

Nach dem Vorbild des französischen Barbizon entstanden vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die meisten europäischen Künstlerkolonien. Fernab der führenden Kunstmetropolen und den strengen Vorschriften der Kunstakademien suchten die Künstler besonders auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei nach neuen malerischen Ausdrucksmitteln und nach natürlichen Motiven.

Eine inspirierende Umgebung fanden sie in landschaftlich exponierten Lagen, auf Inseln, an Küsten, Mooren und Bergen. Hier war die Natur noch unberührt und die Menschen lebten ihren Alltag, ungeachtet der Veränderungen, die durch Industrialisierung und technischen Fortschritt rasant eingesetzt hatten.

Auch ökonomische Gründe spielten bei der Flucht aufs Land eine Rolle. Das Leben in der Großstadt war teuer und die Konkurrenz unter der steigenden Zahl freischaffender Künstler war groß.

Die gute Verkehrsanbindung an die Großstadt mit ihren Galerien und dem florierenden Kunstmarkt war wichtig bei der Ortswahl der neuen Arbeits- und Lebensgemeinschaften.

Die Künstlerkolonien des 19. Jahrhunderts entstanden nahezu gleichzeitig, entwickelten sich aber völlig unabhängig voneinander. Dies lässt sich einerseits durch die erhebliche geographische Entfernung und andererseits durch ortsbezogene kulturelle Traditionen begründen. Zu den bekanntesten zählen, neben der Künstlerkolonie Frauenchiemsee, Murnau, Dachau, Worpswede, Ahrenshoop, Pont-Aven, Nida, Katwijk, Skagen um nur einige zu nennen.

Gründung von euroArt

Die unterschiedlichen aber höchst bedeutenden Beiträge der Künstlerkolonien zur europäischen Kunstgeschichte sollen nicht in Vergessenheit geraten. Daher gründete sich in Brüssel im Jahr 1994 euroArt – European Federation of Artists‘ Colonies – unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission.

EuroArt bietet ein Netzwerk, das einen kulturellen Austausch der Mitglieder durch regionale und überregionale Treffen unterstützt und zu gemeinsamen Projekten und Ausstellungen anregt.

Beitritt zu euroArt

Im Winter 2001/2002 fand im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg eine Ausstellung zum Thema Europäische Künstlerkolonien statt. Sie war für den Priener Kulturförderverein Anstoß, sich mit euroArt, der internationalen Stellung unserer Künstlerkolonie Frauenchiemsee und deren Entwicklung zur
Künstlerlandschaft Chiemsee zu befassen.

2002 trat der Kulturförderverein euroArt als offizielles Mitglied bei.

euroArt-Projekte

Im Rahmen von euroArt stellten dann schon 2003 Priener Künstler in der damaligen Kulturhauptstadt Graz aus. Verschiedene Ausstellungen in Barbizon und Paris, sowie in Szentendre / Ungarn, folgten in den Jahren darauf. Ebenso stellen zeitgenössische Künstler, die das Erbe ihrer heimischen Kolonie hochhielten, bei uns in Prien aus.

Der Kulturförderverein besucht jährlich die General Meetings sowie die Regionaltagungen. Künstlerkolonien entstanden im 19. Jahrhundert an landschaftlich sehr reizvollen Orten. Daher ist der Besuch von Meetings und Tagungen immer mit einem besonderen Flair verbunden, wie in Balestrand / Norwegen oder zur Regionaltagung 2023 in Ahrenshoop an der Ostsee.