Veröffentlicht am 22. Juli 2022

In Prien findet die Eingliederung der ukrainischen Flüchtlingskinder in sogenannten Willkommensklassen statt, welche die Franziska Hager Mittelschule in Kooperation mit der Freien Waldorfschule Chiemgau durchführt.

Neben intensivem Deutschunterricht gibt es seit April 2022 zwei Mal pro Woche Kunstunterricht. An der Priener Waldorfschule können die Schüler:innen unter der Leitung von Künstlerin Nicola Heim und Kunstlehrerin Antonia Herdrich selbst kreativ werden. Dolmetscherin und Deutschlehrerin Olga Borovskykh begleitet die Klasse und hilft Sprachbarrieren zu überbrücken. „Anfänglich waren die Themen der Kinder stark geprägt von ihren Erlebnissen, der Krieg war allgegenwärtig. Nach einiger Zeit hat sich das verändert. Die Kinder und Jugendliche begannen, Berge zu malen, der Chiemsee wurde Thema, ihre neue Umgebung trat in den Vordergrund. Auch wenn das, was sie jeden Tag aus ihrer Heimat erfahren müssen unverändert schrecklich ist, so haben sie doch einen Ort gefunden um etwas zur Ruhe zu kommen“, erzählt Nicola Heim.

Mitte Juli 2022 besuchte die ukrainische Kunstklasse die Ausstellung „James Francis Gill – American Pop Art“ in der Galerie im Alten Rathaus und war begeistert. Die Kuratorin Inge Fricke führte durch die Räumlichkeiten und Olga Borovskykh übersetzte, so dass ein reger Austausch entstehen konnte.

Das Gefühl von James Gill für Farbe und Form hat von seinen frühen politischen Motiven zu den Pop-Art-Ikonen seines Spätwerks an Komplexität gewonnen. Sein Verlangen, Portrait und Abstraktion zu vereinen, bewegt ihn zu Bildraum füllenden Kompositionen. „Gill selbst verarbeitete in seinen Arbeiten aus den 60ger und 70ger Jahren seine eigenen Kriegserlebnisse aus dem Vietnam Krieg“, erklärt Fricke den 22 jungen Kunstinteressierten. „Als Mitbegründer der PopArt führen uns seine farbprächtigen Portraits bis ins Heute und bleiben sich dennoch treu.“

Anhand der ausgestellten Werke wurde unter Anderem der Unterschied zwischen Malerei und Grafik besprochen. So kann man im weitesten Sinne sagen, dass Kunst, die mit Öl, Acryl oder anderen Materialien auf Leinwand entsteht, als „Malerei“ bezeichnet wird und Werke auf Papier werden „Grafik“ genannt. Seit Mitte des 20sten Jahrhunderts wird er Begriff „Grafik“ meist für „Druckgrafik“ oder „Originalgrafik“ verwendet, beispielsweise für Siebdrucke, Radierungen und Linolschnitte. Durch die limitierte Auflage und die Signatur des Künstlers entsteht ein Original.

Abschließend setzte sich die Kunstklasse mit seinen rund 60 Jahre später entstandenen Neuinterpretationen der „Women in Cars“ auseinander – allesamt wertvolle Unikate auf Leinwand. „In den letzten Kunststunden vor den großen Ferien werden die Schüler:innen das Erlebte und Gehörte in eigenen Arbeiten umsetzen“, so die Kunstlehrerin Antonia Herdrich.