Nach dem I. Weltkrieg konnte die Künstlerlandschaft Chiemsee an die um 1828 gegründete Künstlerkolonie anknüpfen. Auf der Fraueninsel sammelte sich ab 1920 die Gruppe der „Frauenwörther“ (1920-1960), die die Tradition der „Münchner Schule“ und der „Chiemseemaler“ aufrecht hielten. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Hiasl Maier-Erding (1894-1933), Thomas Baumgartner (1892-1962), Constantin Gerhardinger (1888-1970) und Rudolf W. Groeschel (1891-1985). In ihren Bildern findet man Motive der oberbayerischen Heimat, des Chiemsees und der hier lebenden Menschen.

Constantin Gerhardinger | Unter der tausendjährigen Linde auf Frauenchiemsee, 1931

Beinahe gleichzeitig entstand in Prien die Gruppe der „Welle“ (1921-1934), eine freie Vereinigung Chiemgauer Künstler, deren moderne Bildsprache sich gegen die konservative Malerei der Frauenwörther absetzte. Aufgrund der günstigen Lage entwickelte sich Prien zum Mittelpunkt der Künstlerlandschaft Chiemsee.

Zur Künstlergemeinschaft der „Welle“ gehörten Bernhard Klinckerfuss (1881-1940), Friedrich Lommel (1883-1967), Karl-Hermann Müller-Samerberg (1869-1946) Paul Roloff (1877-1951), Emil Thoma (1869-1948), Paula von Goeschen-Roesler (1875-1941), Rudolf Sieck (1877-1957). Auch prominente Maler wie Max Slevogt stellten gemeinsam mit den Künstlern der „Welle“ im selbstfinanzierten Ausstellungspavillon an den Priener Schären aus.

Mit ihren Ausstellungen begründeten die Künstler der „Welle“ die Tradition der Sommerausstellungen zeitgenössischer Künstler in Prien a. Chiemsee.

Am 5. August 1945 eröffnete in Prien die erste freie Kunstausstellung nach dem 2. Weltkrieg auf bayerischem Boden. Zahlreiche Künstler, denen während der Zeit des Nationalsozialismus Arbeitsverbot erteilt worden war oder die sich ins Exil zurückziehen mussten, fanden sich in Prien zusammen und initiierten unter einfachsten Bedingungen eine viel beachtete Ausstellung.

Eine umfassende Jubiläumsausstellung erinnerte 2020 in der Galerie im Alten Rathaus an dieses besondere kulturelle Ereignis. Ausstellungsbegleitend erschien ein Katalog.

Bis heute findet die traditionelle Sommerausstellung zeitgenössischer, regionaler Kunst in der 1985 gegründeten Galerie im Alten Rathaus statt.

W. G. Maxon

1966 initiierten die Künstler Lenz Hamberger (*1940) , Konrad Huber (1920-2015)  und Markus von Gosen (1913-2004) die Gründung der „Künstlergruppe Prien“, um die Interessen der einheimischen Künstler zu wahren.

Aus dieser Künstlergruppe heraus entwickelte sich die „Kalendergemeinschaft Prien“, die von 1975 bis 1994 als Gemeinschaftsarbeit von zwölf Künstlern einen Kalender mit handsignierten Holzschnitten herausbrachte.

Bis in die Gegenwart kann die Kunstlandschaft des Chiemsees auf diese reiche Geschichte aufbauen.

Die Marktgemeinde Prien und der Kulturförderverein Prien am Chiemsee fühlen sich dieser Tradition verpflichtet und fördern gleichzeitig die zeitgenössische Kunst, die bis zum heutigen Tag eine lebendige „Künstlerlandschaft Chiemsee“ ausmacht.