Veröffentlicht am 25. Mai 2023
Rund um die Ausstellung „fotografie I aktuelle positionen“ erwartet Kunstinteressierte ein Rahmenprogramm. Den Abschluss der Vortragsreihe macht die Fotografin Karin Schneider-Henn am Donnerstag, 25. Mai 2023, um 18 Uhr mit dem Thema „Selbstbegegnung oder Selfie? Das Selbstporträt in der Fotografie“.
Im Selfie-Modus ab auf die Cloud … dort oben hängen unzählige digitale, zeitgenössische Selbstbilder. Wie sehe ich mich selbst – wie möchte ich gesehen werden? Passbild, Selfie oder Selbstporträt – wie definieren sich die Unterschiede?
Längst vor Erfindung der Fotografie haben Künstler ihr Spiegelbild verewigt. Rembrandt etwa schuf im 16. Jahrhundert etwa 80 Selbstporträts zum Zwecke der Eigenwerbung. In dieser Zielsetzung unterscheidet er sich nicht wesentlich von jenen, die regelmäßig neue Selbstbilder posten und auf möglichst viele Follower hoffen.
Nicht erst seit der sogenannten digitalen Revolution bietet die Kamera unendliche Möglichkeiten, Selbstinszenierungen aufzunehmen. Auch in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts experimentiert man in der Fotografie mit der neuen Technik, nicht nur vor der Kamera, sondern auch in der Dunkelkammer oder am Arbeitstisch mit Schere und Klebstoff, in der Herstellung von zuweilen recht provokativen Bildmontagen. Das Spiel mit dem Selbst wird allmählich zu einer eigenen Kunstform: Maske, Verkleidung, szenische Inszenierung, technische Irritationen, Rollenwechsel, Gendern – in der Vielzahl ihrer Selbstbelichtungen kann es beispielsweise Claude Cahun (1894-1954) ohne weiteres mit Rembrandt aufnehmen.
Sie gilt heute als inspirierende Vorläuferin für die Fotokünstlerin Cindy Sherman (*1954), die sich ausschließlich selbst inszeniert und dabei im perfekten Rollenspiel kritisch mit weiblichen Klischeevorstellungen auseinandersetzt.
In diesem Vortrag wird anhand von zahlreichen Bildbeispielen Antwort gesucht auf die eingangs gestellten Fragen.